Vortragsabend
zum Thema
Ist Frieden im Konflikt zwischen
Palästina und Israel möglich?
Referent:
Foto: palaestina.org
Salah Abdel Shafi
Botschafter der Diplomatischen Mission Palästinas, Berlin
am Donnerstag, 22. November 2012, 19:30 Uhr
in der General-Fahnert-Kaserne
ehem. Heim der Soldatengemeinschaft
An der Trift 15, 76149 Karlsruhe-Neureut
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Pressebericht
vom 23.11.2012
„Sorge vor Destabilisierung der ganzen Region“
Der palästinensische Botschafter in Deutschland zeigt sich vom Gewaltausbruch überrascht
Karlsruhe. Als Salah Abdel Shafi am 10. November Gaza verließ, war er positiv gestimmt. „Es schien alles stabil, es wurde viel gebaut, die Stimmung war entspannt.“ Ja, es habe zwar immer wieder Raketenangriffe auf israelisches Gebiet gegeben, doch eigentlich habe Israel gewusst, dass die Hamas die Verursacher unter Kontrolle bringen wollte. Die plötzliche Eskalation, die sich zu einem kriegerischen Konflikt auswuchs, hat den palästinensischen Botschafter in Deutschland so überrascht wie viele Beobachter.
Doch er ist auch privat involviert: Seine Mutter lebt in Gaza-Stadt – „es geht ihr gut, bis auf den physischen Schock“, sagt er bei einem Besuch der BNN. Seit August 2010 leitet Salah Abdel Shafi die palästinensische Generaldelegation in Berlin, die seit Januar 2012 diplomatische Mission mit Botschaftsstatus ist. Abdel Shafi darf sich seither Botschafter nennen – allerdings nicht mit allen entsprechenden Rechten, weil die Bundesregierung nicht einer offiziellen Anerkennung eines Palästinenserstaates vorgreifen wollte.
Gestern Abend sprach er bei
einer Veranstaltung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik
in Karlsruhe. Deutschland kennt der Botschafter sehr gut, seitdem er
in den 80er Jahren als Student in die damalige DDR kam, in Berlin
seinen Abschluss in Politikökonomie machte und eine deutsche Frau
heiratete. 1986 kehrte er mit seiner Familie in den Gazastreifen
zurück, arbeitete mit internationalen Organisationen. 2006 schickte
die Palästinenserführung den Fachmann, der weder der Fatah noch
anderen Gruppierungen angehört, zunächst als Generaldelegierten nach
Schweden. Seit Ausbruch der Arabellion rückte die Palästinenserfrage
in den Augen der Weltöffentlichkeit nach hinten. „Die arabischen
Staaten waren mit sich selbst beschäftigt“, erkennt auch der
Botschafter. Doch der eruptive Gewaltausbruch
der vergangenen Tage hat laut Abdel Shafi eines bewiesen: „Der Kern
von allem ist doch der israelisch-palästinensische Konflikt.“ Er macht
dies auch daran fest, dass zahlreiche hochrangige Politiker des
Westens in die Region reisten. „Es gab doch die Sorge, dass der
Konflikt zu einer Destabilisierung der ganzen Region führt.“ Für ihn
hat jetzt erste Priorität, dass die Waffenruhe hält. Und weiter: „Dann
müssen wir zur politischen Tagesordnung übergehen.“ Die bestehe vor
allem darin, den Menschen im Gazastreifen Perspektiven zu geben. „Die
Menschen dort wollen endlich in Ruhe leben und sich frei bewegen
können.“
Mit Interesse sieht der
Botschafter, dass die Hamas sich als Widerstandspartei profilieren
konnte – obwohl sie vor dem Konflikt wegen Korruption immer
unpopulärer geworden sei. Für den Botschafter steht die Anerkennung
eines eigenen Staates auf der Agenda, nächster Prüfstein ist die
geplante Aufnahme in die UN. Grundsätzlich sei man verhandlungsbereit,
sagt der Botschafter in Richtung
Israel. Aber: „Wir werden nicht verhandeln, ob wir das Recht auf einen
eigenen Staat haben.“
Theo Westermann