Nachschau - Veranstaltung am 27.05.2010

Öffentlichen Podiumsdiskussion

zum Thema

Die Verkürzung der Wehrpflicht

und ihre Auswirkungen auf den Zivildienst

am Donnerstag, 27.Mai 2010, 19.30 Uhr
 im Regierungspräsidium Karlsruhe
Meidinger-Saal
Am Rondellplatz, Karl-Friedrich-Str. 17 
76133 Karlsruhe
 
Es diskutieren:
Christine Bachenberg
Bundesamt für Zivildienst, Köln
Patrick Meinhardt
MdB (FDP)
Thomas Seyfarth
Dipl.-Psychologe, Geschäftsführer der 
Körperbehindertenförderung Mössingen,
zugleich für den Deutschen Paritätischen
Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg
Msgr. Bernhard Appel
Direktor Diözesan-Caritasverband e.V.,
Freiburg
Achim Heinrichs
Referent Einführung und
Begleitung Zivildienstleistende
Diakonisches Werk Baden
Jörg Biermann
Geschäftsführer des DRK- Kreisverbandes
Karlsruhe
Gesprächsleitung:
Rudolf Horsch
Sektionsleiter der Gesellschaft
für Wehr- und Sicherheitspolitik
 

Zum Thema:

Nachdem die CDU/CSU bisher für die Beibehaltung der neunmonatigen Wehrdienstdauer eintrat, hat die FDP die Abschaffung des Wehrdienstes favorisiert.

Im Rahmen der Koalitionsvereinbarung haben sich die Regierungspartner auf eine Verkürzung der Wehrdienstzeit auf 6 Monate - möglicherweise als Einstieg in den Ausstieg - verständigt.

Diese Entscheidung hat nicht nur Auswirkungen auf die Bundeswehr sondern berührt in gravierender Weise sowohl die Zivildienstleistenden als auch die sozialen Verbände und nicht zuletzt den Personenkreis, dem der Einsatz der „Zivis“ unmittelbar zugute kommt.

Gegenwärtig leisten rund 70.000 junge Männer Zivildienst. Für die Wohlfahrtsverbände bedeutet die Entscheidung eine gewaltige Herausforderung sowohl in zeitlicher als auch in finanzieller und organisatorischer Hinsicht. Manche Institutionen sehen damit sogar Nutzen und Sinn des Zivildienstes in Frage gestellt.

In einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten des Zivildienstes wollen wir die Aspekte unter gesellschafts- und sozialpolitischen Gesichtspunkten beleuchten und diskutieren.

Einen Veranstaltungsflyer können Sie sich hier als pdf-Datei herunterladen 
und ausdrucken.
 
Pressebericht vom 29./30.05.2010
SÜDWESTECHO 
Große Verunsicherung bei Zivildienstleistenden
Podiumsdiskussion der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik 
im Karlsruher Regierungspräsidium
Von unserer Mitarbeiterin Swantje Huse

Karlsruhe. Ein kontroverses Thema hatte die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik Karlsruhe und Ortenau (GfW) auf dem Programm: „Die Verkürzung des Wehrdienstes und ihre Auswirkungen auf den Zivildienst“ lautete der Titel der Podiumsdiskussion im Regierungspräsidium. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Familienministerin Kristina Schröder hatten den Gesetzentwurf zur Verkürzung von neun auf sechs Monate erst kürzlich vorgestellt.

„Es handelt sich hierbei um eine komplexe Themenstellung, geradezu zwei Seiten einer Medaille. Wir werden uns daher heute ausschließlich dem Zivildienst widmen“, erklärte Moderator Rudolf Horsch (GfW). Christine Bachenberg vom Bundesamt für Zivildienst in Köln erläuterte den Gesetzentwurf, der zum 1. Dezember in Kraft treten soll. „Das bedeutet, dass alle Zivildienstleistenden, die bis dahin sechs Monate oder mehr abgeleistet haben, entlassen werden“, so Bachenberg. „Dieser Einschnitt am Jahresende wird eine relativ große Lücke hinterlassen.“ Daher sei die Möglichkeit einer freiwilligen Verlängerung um drei bis sechs Monate vorgesehen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt bezeichnete den Kompromiss zwischen CDU/CSU und FDP als „tragfähig“ und notwendig, um die Wehrgerechtigkeit zu erhalten. Er machte aber keinen Hehl um die Ziele der eigenen Partei: Die Aussetzung des Wehr- und damit auch des Zivildienstes und damit einhergehend die Aufstellung einer Berufsarmee auf der einen und die Stärkung der Freiwilligendienste auf der anderen Seite.

„Wir brauchen einen sozialen Dienst für Mädchen und Jungen“

Ein „Lob für diese Ehrlichkeit“ sprach Jörg Biermann, Geschäftsführer des Kreisverbands Karlsruhe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Meinhardt aus. „Wenn dies der Einstieg in den Ausstieg ist, muss ich das auch deutlich sagen.“ Eine Verkürzung möge zwar gerecht sein, hindere die Menschen aber nicht daran, alt und pflegebedürftig zu werden. „Wir brauchen daher einen sozialen Dienst, der für alle, Mädchen wie Jungen, Pflicht ist und das leistet, was bisher Wehrdienst und Zivildienst geleistet haben“, forderte Biermann. So weit wollte Achim Heinrichs vom Diakonischen Werk Baden nicht gehen, stimmte der Notwendigkeit des Ausbaus der Freiwilligendienste aber zu: „Im Haushalt ist nur vorgesehen, dass ein Drittel der Zivilsdienstleistenden um maximal vier Monate verlängern kann. Für mehr gibt es schlichtweg kein Geld.“ Er berate die Einrichtungen des Diakonischen Werks daher bereits seit langem, sich wegen der mangelnden Planungssicherheit nicht in Abhängigkeit zu Zivildienstleistenden zu begeben. Die große Herausforderung sei nicht nur, die Attraktivität des Wehrersatzdienstes für die Dienststellen zu erhalten, sondern auch für die Zivis, betonte Thomas Seyfarth vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden- Württemberg. Bei ihm seien in diesem Jahr nur halb so viele Anfragen auf Zivildienststellen eingegangen wie in den Vorjahren. „Das liegt eindeutig an der Verunsicherung“, ist sich Seyfahrt sicher. Sein Kollege Monsignore Bernhard Appel, Direktor des Caritasverbands Freiburg, teilt diese Befürchtung: „Der verkürzte Zivildienst bedeutet, dass die schnelle Einarbeitung wichtiger wird als die Möglichkeit zum Aufbau von Beziehungen zu den Menschen.“

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

Den Originalbeitrag der BNN können Sie sich hier herunterladen und ausdrucken.

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