Truppenbesuch
beim
Transporthubschrauberregiment 25
in Laupheim
am Donnerstag, 10. März 2011
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Pressebericht
vom 11.03.2011
Bei der Truppe wächst der Frust
Ein Besuch beim Transporthubschrauberregiment 25 in Laupheim
offenbart Resignation vor der Strukturreform
Bis zum Sommer soll die Entscheidung über Standortschließungen bei der Bundeswehr fallen. Während man in Ellwangen vorsichtig optimistisch ist, haben sich andere Garnisonen, so scheint es, fast schon aufgegeben. Das wurde bei einem Besuch des Transporthubschrauberregiments 25 in Laupheim deutlich.
GERHARD KÖNIGER
Ellwangen/Laupheim. Die Sektion Ostwürttemberg der Gesellschaft
für Wehr- und Sicherheitspolitik stattete am Donnerstag den Soldaten
in der Kurt-Georg-Kiesinger-Kaserne einen Besuch ab und ließ sich über
die Aufgaben der Heeresflieger informieren. Zum Kasernengelände gehört
der Flugplatz mit Landebahn und Tower. In den Hallen stehen die
Transporthubschrauber CH-53G und die kleinen Bölkow BO 105.
In Gesprächen mit den Piloten und dem Bodenpersonal wurde schnell
deutlich, dass die Heeresflieger um den Fortbestand ihres Standorts
fürchten. Hintergrund ist zum einen der enorme Modernisierungsbedarf:
Die CH-53 Hubschrauber stammen noch aus den siebziger- und achtziger
Jahren und sind über 30 Jahre alt.
Der „Lastesel“ CH-53, der in Afghanistan vom Truppentransport über die Verwundetenrettung bis zur Katastrophenhilfe eingesetzt wird. In Laupheim ist seine Stationierung ungewiss und damit die Zukunft des Standorts. (Foto: Gerhard Königer)
Weil der Nachfolger für diesen
Transporthubschrauber, der NH-90 von Eurocopter, zeitverzögert
ausgeliefert wird und dem Heer vor 2018 wohl nicht zur Verfügung
steht, sollen die CH-53 nach derzeitigem Stand bis 2030 weiterfliegen.
Sie sind besonders in Afghanistan sehr gefragt, entsprechend häufig
sind die Laupheimer Soldaten im ISAF-Einsatz. Neben dem Transport von
kleineren Fahrzeugen, Palettenfracht und Soldaten kann der CH-53 auch
bei Waldbränden und anderen Naturkatastrophen eingesetzt werden.
Obwohl das Fluggerät sehr zuverlässig ist, dürfte sich die Zahl der
einsatzbereiten Maschinen aufgrund des Alters stetig verringern. Die
Laupheimer Piloten, die aus finanziellen Gründen schon jetzt nur ein
Notprogramm an Übungsflügen absolvieren, fürchten um ihre Zukunft bei
der Bundeswehr. Die Kameraden, die für die BO 105 ausgebildet sind,
wissen schon jetzt, dass die Pilotenzeit ausläuft. Denn der kleinere
Aufklärungshubschrauber ist nur wenig jünger als die CH 53 und wird
komplett ausgemustert.
Auch an anderen Stellen wird man in der Laupheimer Kaserne das Gefühl
nicht los, dass hier der Betrieb ausläuft. Das Radar und andere
Instrumente sind völlig veraltet. „Dieses Gerät ist zur Zeit außer
Betrieb“ heißt es bei einem Rundgang durch das Fughafengebäude immer
wieder. Mit erneuerten Systemen, wie dem Funksystem, sind die Soldaten
überhaupt nicht zufrieden. Sogar an Munition fehlt es der Truppe. „Wir
sind vollkommen unterfinanziert und das seit Jahren“, sagt ein
Offizier.
Was den Soldaten besonders zu schaffen macht: in den vergangenen
Wochen sickerte die Information durch, dass die CH-53 offenbar der
Luftwaffe zugeschlagen werden sollen. Erst im Oktober hat die
Luftwaffe ein neues Hubschraubergeschwader auf dem Fliegerhorst
Holzdorf in Sachsen-Anhalt aufgestellt. In Laupheim gehen viele davon
aus, dass dorthin die CH-53 verlegt und von Kameraden der Luftwaffe
geflogen werden soll.
„Die Perspektive, bei der Bundeswehr weiter fliegen zu können, wird
immer kleiner“, sagt ein CH-53-Pilot. Bevor er bei der Truppe irgendwo
am Boden versauert, werde er versuchen im zivilen Luftverkehr einen
Job zu finden.