Nachschau - Veranstaltung am 20.04.2011

 

Sicherheitspolitischer Vortragsabend

zum Thema

Vernetzte Sicherheit am Beispiel des KOSOVO -

Führung in einer komplexen Umwelt

 Referent:

Generalleutnant Markus Bentler

Befehlshaber Kommando Operative Führung - Eingreifkräfte Ulm

am Mittwoch, 20. April 2011, 19.00 Uhr
im Reinhardt-Saal der Reinhardt-Kaserne

 73479 Ellwangen

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Pressebericht

vom 27.04.2011

Kosovo: Einsatz bringt Sicherheit
Generalleutnant Markus Bentler erläutert, wie die Bundeswehr

Stabilität geschaffen hat
Von Hermann Betz

ELLWANGEN - Über „Vernetzte Sicherheit am Beispiel des Einsatzes im Kosovo“ hat Generalleutnant Markus Bentler, Befehlshaber des "Kommandos Operative Führung Eingreifkräfte“ in Ulm, referiert. Im Reinhardt-Saal berichtete er von seinen Erfahrungen, die er in den Jahren 2009 und 2010 als Kommandeur der KFOR-Kräfte gesammelt hatte.

Generalleutnant Markus Bentler (Mitte) hat in der Reinhardt-Kaserne über den Einsatz im Kosovo gesprochen. Er stellte sich im Anschluss den Fragen der Gäste. FOTO: BETZ

Bentler bedauert es, dass dieser Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen etwas in Vergessenheit geraten sei. Ein hohes Maß an Stabilität und Sicherheit sei nun erreicht. Es gebe derzeit auch keine negativen Schlagzeilen. Durch den Einsatz von Bodentruppen wurden 1999 die Kämpfe zwischen Serben und Kosovaren gestoppt, ein politischer Prozess zu einem multi-ethnischen Staat wurde angestoßen. Die einseitige Unabhängigkeitserklärung mit einer eigenen Verfassung sei von 75 Staaten anerkannt worden, es gebe eine stabile Regierung mit einer Frau als Präsidentin, verdeutlichte Bentler. Die erfolgten Parlaments- und Kommunalwahlen seien erstmals frei und weitgehend regulär abgelaufen, sogar die wegen Unregelmäßigkeiten erforderlichen Wahlwiederholungen hätten reibungslos funktioniert. Kosovo besitze inzwischen eine gut nach westlichen Standards ausgebildete Polizei, die bei der Bevölkerung nicht nur akzeptiert, sondern auch sehr angesehen sei. Aus diesen Gründen konnten die KFOR-Truppen von anfangs50.000 Soldaten auf 5.500 Soldaten verringert werden.

Die Kosovofrage sei noch nicht abschließend geklärt, da weder die NATO, noch die Europäische Union eine einheitliche Position zum Status des Kosovo verfolgten. Besonders die Grenzfragen zu Serbien seien noch ungeklärt, die nördliche Provinz und Gemeinden, die überwiegend von Serben bewohnt sind, fühlten sich Serbien zugehörig und Serbien selbst sehe den Kosovo als eigenes Staatsgebiet. Übergriffe
von einzelnen, auch wegen ungeklärten Besitzfragen, seien ein ständiges Feld für Streitigkeiten. Doch der Aufbau einer Gerichtsbarkeit, die inzwischen auch in der Nordprovinz mit Zustimmung der serbischen Bevölkerung erfolgt, gebe zu guter Hoffnung Anlass, sagte Bentler.

Zehnergruppe ist beteiligt

Aus einer ursprünglichen Fünfergruppe aus KFOR, UNMIK, OSCE, NATO und Belgrade SOC ist inzwischen eine Zehnergruppe am Aufbau des Kosovo beteiligt. Das sind die fünf großen EU-Staaten (QUINT), die ECLO, EULEX, die Contact-Group (Balkans) sowie die neu gewählte Regierung, die an der schwierigen Aufgabe des Aufbaus eines demokratischen Staates mitwirken. Zusammenraufen, Dialog, Abstimmung untereinander, kurz gesagt: Die Kommunikation sei das A und O der Arbeit im Kosovo. Das Ziel ist die Übergabe aller Funktionen an staatliche Einrichtungen des Kosovo. General Bentler erklärte zum Schluss, er sehe langfristig eine positive Entwicklung.

 

vom 27.04.2011

Militäreinsatz sorgt für Stabilität
Generalleutnant Markus Bentler spricht in der Reinhardt-Kaserne

über den Einsatz der NATO-Streitkräfte

von Rudolf Grupp

Ellwangen. „Eine Erfolgsgeschichte“ nannte Generalleutnant Markus Bentler den Einsatz der NATO-Streitkräfte und der Bundeswehr im Kosovo bei seinem Vortrag am Mittwochabend in der Reinhardt-Kaserne. Laut Bentler konnte über diesen Einsatz „ein hohes Maß an Stabilität“ erreicht werden.

Der Generalleutnant, erprobt in zahlreichen wichtigen Positionen des Militärs, sprach am Mittwoch bei einem Vortragsabend der Ellwanger Garnison, des Reservistenverbandes und der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in der Reinhardt-Kaserne vor zahlreichen Zuhörern. Mit Blick auf die Situation im Kosovo stellte er fest: „Man mag’s kaum glauben, was hier erreicht worden ist.“ Bentler wies darauf hin, dass nach dem anfänglichen Einsatz von Luftstreitkräften die Zahl von 15. 000 Soldaten auf dem Balkan jetzt auf 5.000 Soldaten reduziert werden konnte, die
nun zuvorderst beim wirtschaftlichen, politischen und demokratischen Aufbau des Landes maßgeblich mithelfen.

Inzwischen sei der Kosovo von 79 Staaten anerkannt worden; nur das benachbarte Serbien betrachtet den Kosovo nach wie vor als „abtrünnige Provinz“. Ein gutes Verhältnis besteht zu den anderen Nachbarstaaten Albanien, Montenegro und Makedonien. Trotzdem sei der Kosovo laut dem Referenten immer noch ein unruhiges Land. Spontan könne es hier zu Demonstrationen oder auch kriminellen Auseinandersetzungen kommen.

Schuld daran sind nicht zuletzt die ethnischen Unterschiede zwischen Kosovaren, Albanern und Serben. Hier haben die NATO-Streitkräfte und die Deutschen weiterhin eine wichtige Aufgabe, um den Frieden zu erhalten. Diese lautet: Ordnung halten, Grenzen beobachten, Kulturgüter schützen, beim Aufbau helfen und die Übergabe aller wichtiger Funktionen an die Kosovaren durchzuführen.

Generalleutnant Bentler versäumte es nicht, in seinem mit Bildern unterstützten Vortrag auch auf die oft schwierige Zusammenarbeit innerhalb der NATO - Truppen hinzuweisen. Bei der Vernetzung der Einsätze und Maßnahmen müssten viele Zuständigkeiten und unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden. Entscheidend sei es letztlich immer, den Dialog zu suchen und die Übergabe an das einheimische Volk zu forcieren: „Das ist der einzige, aber mühselige Weg“, betonte der General.

Gut wäre es, wenn die dort eingesetzten Soldaten jeweils längere Zeit verweilten. Sie könnten dadurch immer bessere Einblicke in die Situation gewinnen und bessere Hilfen leisten.

Gerhard Ziegelbauer, Ellwangen, gab am Schluss bekannt, dass die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik weiterhin aktiv sein werde und bereits das Herbstprogramm vorbereitet hat.

 

 Oben                                                                                                                                                                   Zurück

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