Vortragsabend
Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick
Sigmaringen
spricht über sein neues Buch
Wege ins Abseits
Wie
Deutschland
seine Zukunft
verspielt
am Dienstag, 08. Mai 2012, 19.30 Uhr
im Offizierheim
Graf-Stauffenberg-Kaserne, Sigmaringen
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Sektionseigener Bericht
Euro-Aus in drei Jahren angekündigt
Referent Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick (rechts) mit Sektionsleiter Bernhard Schleyer
Sigmaringen- Das Ende der Eurozone in der EU innerhalb der nächsten drei Jahre ist eine der provokanten Thesen, die Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick in seinem neuesten Buch aufstellt. In einer weltweiten Tour d` Horizon untersucht der Autor die aktuellen Krisenthemen ebenso wie neue Entwicklungen, die die überkommenen Mechanismen bisheriger Politikfunktionen abzulösen beginnen.
Deutliche Kritik an der deutschen Innen- und Außenpolitik
Bei einem Vortrag vor der Sigmaringer Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik gab er Einblicke in seine kenntnisreiche und kritische Lagebeurteilung in Europa, in den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sowie im asiatisch-pazifischen Raum.
Die Sorge um die Zukunft Deutschland war für ihn der Antrieb zu dieser Analyse und zu seinen überspitzt formulierten Schlussfolgerungen. „Deutschland hat bis heute seinen Platz in der globalisierten Welt nicht gefunden“, folgert Farwick und macht dafür parteipolitisches Agieren der Bundesregierung, verbunden mit Führungsmangel und nicht definierten nationalen Interessen verantwortlich. Die Energiewende sei dafür ein beredtes Beispiel. Überhastet, ohne realistische, emotionslose Analyse, folge die Bundesregierung einem Plan, bei dem Energiesicherheit und die weltweite Transportsicherheit für Rohstoffe eine erkennbar geringe Bedeutung spielen. Die Verweigerung, den UN-Einsatz gegen das Gaddafi-Regime in Libyen aktiv zu unterstützen sowie die auch mit der jüngsten Bundeswehrreform weiterhin deutliche Unterfinanzierung der Streitkräfte angesichts der internationalen Einsätze seien weitere Hinweise für die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität.
Europäischer Bedeutungsverlust
Auch die Entwicklung Europas wird von Farwick kritisch-pessimistisch beurteilt. Europa sei durch die Entwicklung des asiatisch-pazifischen Raums an die Peripherie gedrängt. Überdies hätten die dreizehn Eurozonenstaaten Europa faktisch gespalten. Auch der Libyeneinsatz habe die Grenzen der europäischen Staaten ohne Unterstützung durch die USA deutlich werden lassen. Farwicks Fazit: „Die politische Union Europas ist klinisch tot.“ Stattdessen sieht er ein Europa, in dem die nationalen Verantwortungen gegenüber multinationalen Strukturen vorrangig sein werden. Russlands Abwärtsentwicklung zu einer Mittelmacht, die durch einen massiven Bevölkerungsrückgang beschleunigt wird, verringere zudem die weltpolitische Bedeutung des europäischen Raumes.
Gleichzeitig entwickle sich der asiatisch-pazifische Raum zum Drehpunkt des Weltgeschehens. Die zunehmende politisch-wirtschaftliche Bedeutung Chinas und Indiens sowie die neue Stärke der USA als Schutzmacht der Anrainerstaaten an China lenken die weltweite Wahrnehmung auf diesen Teil der Erde. Dieser Bedeutungswechsel sei weder in der europäischen noch in der deutschen Politik ausreichend vollzogen.
Man kann Farwicks Thesen teilen oder sich kritisch mit ihnen auseinandersetzen. Eins bewirkt das Buch dennoch. Es fordert geradezu auf, sich über die eigenen politisch-gesellschaftlichen Grundlagen klar zu werden.
Peter Wozniak, OTL a.D.
Hinweise zum Buch:
Dieter Farwick: Wege ins Abseits – Wie Deutschland seine Zukunft verspielt;
OSNING Verlag, Garmisch-Partenkirchen, April 2012